04. Sep 2013
Basel galt und gilt immer noch als Pionierkanton in Sachen Energiepolitik. Doch wenn wir nicht bald einen nächsten grossen Schritt in Richtung Energiewende machen, verlieren wir diese Poleposition.
Basel
galt und gilt immer noch als Pionierkanton in Sachen Energiepolitik.
Als erster Kanton führte er 1984 per Volksabstimmung die Förderabgabe
auf den Strompreis ein. 10 Millionen Franken werden jährlich für die
Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ausgegeben.
Davon profitiert die Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft und das
Gewerbe: Sanierung von Altbauten, Isolationen, bessere Fenster und
Effizienzmassnahmen werden umgesetzt. Seit 1998 gibt es in Basel die
Lenkungsabgabe auf Strom. Sie beträgt ein paar Rappen pro Kilowattstunde
und soll verhindern, dass bei Preissenkungen mehr Strom verbraucht
wird. Pro Einwohner werden heute 72 Franken pro Jahr zurückerstattet:
Wer wenig Strom braucht, bezahlt wenig Lenkungsabgabe, bekommt aber
gleich viel Geld zurück wie Vielverbrauchende. Weiter gib es die
Solarstrombörse. Die IWB garantieren damit die Übernahme von privat
produziertem Solarstrom zu kostendeckenden Preisen und verkaufen sie
weiter an Solarkunden. Seit 2008 müssen Neubauten den Minergiestandard
einhalten. Und zu guter Letzt hat Basel als erster und bis heute
einziger Kanton in der Verfassung unmissverständlich festgehalten, auf
Atomstrom zu verzichten. Ich zitiere: «Der Staat wendet sich gegen die
Nutzung von Kernenergie und hält keine Beteiligungen an Kernkraftwerken.
Ja, Basel war ein Vorbild – sogar europaweit und es ist schleierhaft,
warum diese Instrumente in anderen Kantonen nur sehr zögerlich oder gar
nicht eingeführt wurden.
Basel-Stadt kann als einziger Kanton eine negative
Stromverbrauchsbilanz vorweisen: 2011 wurden 1,1% und 2012 erneut 1,3%
weniger Strom verbraucht. Und das, obwohl es der Wirtschaft in Basel
weiterhin gut geht. Doch Basel beginnt, die Pionierrolle zu verlieren.
Während hier über Dachabstände und Solarrichtlinien gestritten wird,
wird einem jenseits der Grenze bewusst, dass wir den Anschluss
verlieren: Unsere deutschen Nachbarn haben bald auf jedem zweiten Dach
eine Solaranlage. Dabei scheint die Sonne in Lörrach kaum mehr als in
Basel. Es ist darum Zeit, dass Basel sich wieder bewegt. Unser
Energiebedarf besteht nicht nur aus Strom. Nur 24% der verbrauchten
Energie in der Schweiz ist Elektrizität. Ein grosser Teil des Rests sind
nicht erneuerbare Energien wie Brenn- und Treibstoffe oder Gas. Die
überparteilich breit abgestützte Initiative «Basel erneuerbar» fordert
nun, dass Basel-Stadt den Umstieg auf unerschöpfliche Energien
vorantreibt. Ihr Ziel ist es, sämtliche Energieanwendungen auf
Kantonsgebiet mit erneuerbaren Energieträgern zu betreiben – sie also
auch im Wärmebereich und im Verkehr konsequenter zu nutzen. Ab 2050 soll
der Energiebedarf grundsätzlich (Ausnahmen sind möglich) auf Basis von
nachhaltigen, erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Wie kommt es, dass sich von SVP bis Grüne fast alle Parteien und
viele Verbände zusammenschliessen für ein solches Anliegen? Das zeigt:
in Basel erkennen alle die Zeichen der Zeit. Die Gas- und Ölpreise haben
sich in den letzten Jahren vervielfacht und sind abhängig vom
Weltmarkt. Langfristig werden sie weiter steigen aber vor allem nicht
stabil sein. Insbesondere Solar und Windstrom werden hingegen laufend
günstiger und wettbewerbsfähiger. Will Basel in Zukunft die Versorgung
sichern, muss es auf Erneuerbare setzen. Auch die lokale Wertschöpfung
ist bei erneuerbaren Energien viel höher, weil sie dezentral produziert
werden können.
Die Weichen für die Energiewende sind noch nicht
definitiv gestellt. Es braucht einen Ruck in Politik und Verwaltung,
damit Basel ganz erneuerbar wird.
Unterschriftenbogen und mehr Infos zu "Basel erneuerbar" unter www.basel-erneuerbar.ch
Erschienen in der bz Basel vom 4.9.2013