Mit dem Burkaverbot zum zweiten Streich?

19. Mai 2010

Die Burka - damit hat es die junge SVP zum zweiten mal geschafft eine Stellvertreterdiskussion zu lancieren. Ein weiteres Symbol des radikalen Islamismus, der Unterdrückung der Frau, mit dessen Verbot man die Probleme des fremden Islam lösen will. Wie das Minarettverbot, wird auch dieses Verbot - sollte es soweit kommen - nichts nützen und scheinheilig die Gemüter der Bevölkerung beruhigen.

Obwohl SVP-Wortführer Schlüer offiziell dagegen ist und die SVP sich dank ihrer Jungpartei die Hände reinwaschen kann - verhöhnen die lancierenden Kräfte mit diesem Bestreben die Rechte der Frau erst recht. Sie haben noch nie frauenrechtliche Anliegen unterstützt. Sie vertreten, angeführt von prominenten Nationalrätinnen, das klassische Familienbild mit der fürsorglichen Ehefrau und umsorgenden Mutter zu Hause am Herd. Sie haben die Mutterschaftsversicherung bekämpft und selber verschwindend kleine Frauenanteile in ihren Fraktionen und Parteigremien.Sich nun mit einem Burkaverbot für die Rechte der muslimischen Frauen einzusetzen ist scheinheilig.

Die Burka ist fremd für uns. Sie ist aber nicht nur fremd, weil eine nicht nachvollziehbare religiöse Überzeugung dahinter steckt, sondern sie ist auch fremd, weil es sie nicht gibt in der Schweiz. Seit 25 Jahren lebe ich im Kleinbasel, mit beinahe 50% Ausländeranteil. Noch nie (!) ist mir eine Frau in Burka begegnet. Lösen wir doch die wahrhaften Probleme.

Nein zu Scheinlösungen

Wenn ich sage, dass ich den Brauch eine Burka zu tragen nicht verstehe, dass es mich irritieren würde mit einer Frau zu reden, deren Gesichtszüge ich nicht sehe, dass es für mich ein Symbol zur Unterdrückung der Frau ist, dann heisst das noch lange nicht, dass ich für ein Burkaverbot bin. Ich bin es nicht, weil wir keines der Probleme damit lösen, sondern nur fremdenfeindlichen und intoleranten Kräften Aufwind geben. Ich bin es auch nicht, weil ich tolerant sein möchte auch Dingen gegenüber, die mir fremd sind. Und ich bin es auch nicht, weil ich keinen Scheinlösungen zustimme, sondern mich für echte Problemlösungen einsetze.

Das französische Parlament hat dem Burkaverbot vor kurzem zugestimmt. Frauen, welche trotzdem eine Burka tragen, sollen mit einer Geldbusse oder einem Sprachkurs bestraft werden - so tönt es aus dem Schweizer Radio. Und Männer, die ihre Frauen zur Burka zwingen, müssen mit sogar mit saftigen Gefängnisstrafen rechnen. Tiptop...zuerst bin ich positiv überrascht: ja die patriarchalischen Männer sollen bestraft werden, nicht die unterdrückten Frauen. Erste beim zweiten mal darüber nachdenken, frage ich mich, wie man denn herausfindet, ob ein Mann seine Frau zwingt. Und wie man es denn schafft, dass diese Frauen den Behörden sagen, dass sie gezwungen werden, wenn sie wissen, dass der Mann irgendwann wieder aus dem Gefängnis kommt. Ich bleibe dabei und bin noch überzeugter: Das Burkaverbot löst keines der Probleme, das wir damit bekämpfen wollen. Aber das könnte ganz im Sinne der lancierenden Kräfte sein.